loading

Was ist die Vedische Psychologie oder die Psychologie des Ayurveda?

  • Home
  • Blog
  • Was ist die Vedische Psychologie oder die Psychologie des Ayurveda?

Was ist die Vedische Psychologie oder die Psychologie des Ayurveda?

Ein umfassender und nachhaltiger Überblick

1. Einleitung: Die Entdeckung der Vedischen und Ayurvedischen Psychologie

Die Suche nach ganzheitlichem Wohlbefinden und tieferem Verständnis des menschlichen Geistes führt viele Menschen im Westen zunehmend zu den alten Weisheitssystemen Indiens. Nachdem die herausragende Naturheilkunde und das ayurvedische Kochen bereits weithin bekannt sind, rückt nun das System der vedischen und yogischen Psychologie als ein moderner therapeutischer Ansatz in den Vordergrund, der Lebensfreude und Wohlbefinden fördert. Diese Arbeit widmet sich speziell den psychologischen Hintergründen dieses umfassenden Systems und beleuchtet, wie der Geist auf allen Ebenen geheilt werden kann, indem Ernährung, Sinneseindrücke, Mantras, Meditation, Yoga und weitere Praktiken einbezogen werden.

Definition und Abgrenzung: Was ist Vedische Psychologie und die Psychologie des Ayurveda?

Ayurveda, wörtlich übersetzt „Wissenschaft vom Leben“ oder „Weisheit des Lebens“ aus den Sanskrit-Wörtern „Ayur“ (Leben) und „Veda“ (Wissen), ist ein über 5.000 Jahre altes, ganzheitliches Gesundheitssystem, das seinen Ursprung im alten Indien hat. Es konzentriert sich darauf, Körper, Geist und Seele in ein harmonisches Gleichgewicht zu bringen, um ein gesundes und erfülltes Leben zu ermöglichen. Ayurveda stellt eine Synthese aus Erfahrungswerten und philosophischen Prinzipien dar, die sich auf die physischen, mentalen, emotionalen und spirituellen Dimensionen der menschlichen Gesundheit und Krankheit konzentriert.  

Die vedische Psychologie hingegen bietet einen noch umfassenderen Rahmen. Sie ist tief in spirituellen, yogischen und vedantischen Prinzipien verwurzelt und stellt einen ganzheitlichen Weg dar, das menschliche Bewusstsein zu verstehen und die Lebensreise zu gestalten. Sie bildet das Fundament für das vedische Counseling, das verschiedene vedische Disziplinen wie Yoga, Ayurveda, vedische Astrologie, Vedanta und Tantra integriert.  

Die ayurvedische Psychologie ist keine eigenständige Disziplin im Sinne einer isolierten Wissenschaft. Vielmehr ist sie eine therapeutische Erweiterung der umfassenderen vedischen Ansätze zum Geist. Sie fügt eine spezifische ayurvedische Perspektive hinzu, indem sie physische Faktoren, insbesondere die Doshas, in die Betrachtung des mentalen und emotionalen Wohlbefindens einbezieht. Das Leben wird im Ayurveda als eine untrennbare Einheit von Körper, Sinnen, Verstand und Seele verstanden. Die Verbindung zwischen der vedischen und ayurvedischen Psychologie ist daher von grundlegender Bedeutung. Die vedische Psychologie liefert den übergeordneten philosophischen und spirituellen Rahmen für das Verständnis von Bewusstsein und Existenz. Die ayurvedische Psychologie hingegen dient als der praktische, angewandte Arm dieses Wissens für das mentale Wohlbefinden. Dies verdeutlicht, dass mentale Heilung in diesem Kontext stets eine Verbindung zu tieferen philosophischen Wahrheiten aufweist und nicht isoliert betrachtet wird.  

Ganzheitlicher Anspruch und Relevanz als moderner therapeutischer Ansatz

Ayurveda geht über die reine Behandlung von Krankheiten hinaus; es zielt darauf ab, deren Entstehung von vornherein zu verhindern. Das System betrachtet den Menschen als ein einzigartiges Individuum und berücksichtigt dabei eine Vielzahl von Faktoren, darunter die individuelle Körperzusammensetzung, Verdauungsprozesse, mentale und emotionale Zustände sowie Umwelteinflüsse.  

Das vedische Counseling wird als ein innovatives Modell beschrieben, das auf jahrtausendelangen Erfahrungen von Yogis, Rishis, Weisen und modernen Gurus basiert und sich durch seine praktische Anwendung und Verwirklichung über Jahrhunderte bewährt hat. Es erkennt die tiefgreifende Vernetzung des Individuums mit dem Universum an und betrachtet das Leben als einen organischen Ausdruck eines vereinten Bewusstseins. Es handelt sich um eine synthetische Disziplin, die Harmonie zwischen verschiedenen Ansätzen unter dem gemeinsamen Nenner des Bewusstseins und der grundlegenden Lebensgesetze, bekannt als Dharma, anstrebt.  

Die Aktualität dieses alten Systems liegt nicht in seiner Neuheit, sondern in seiner anhaltenden Relevanz und Wirksamkeit in der heutigen Zeit. Seine Stärke beruht auf der Fähigkeit, den Menschen als Ganzes zu betrachten und individuelle Lösungen anzubieten, anstatt starre, universelle Ansätze zu verfolgen. Diese Ausrichtung entspricht modernen Trends in der personalisierten Medizin und der integrativen Gesundheitsversorgung. Die Nachhaltigkeit des Systems ergibt sich aus seinen grundlegenden, universellen Prinzipien, die über kulturelle und zeitliche Grenzen hinausgehen. Es bietet eine tiefgreifende Alternative zu fragmentierten, symptomorientierten Ansätzen der modernen Medizin, indem es die Ursachen von Ungleichgewicht auf allen Ebenen des Seins adressiert und somit einen Weg zu dauerhaftem Wohlbefinden eröffnet.

2. Die Philosophischen und Historischen Grundlagen

Die vedische und ayurvedische Psychologie ist tief in einem reichen philosophischen Erbe verwurzelt, das über Jahrtausende entwickelt wurde. Ihre Konzepte sind nicht isoliert, sondern bilden ein engmaschiges Geflecht, das die Interdependenz von Geist, Körper und Universum betont.

Ursprünge in den Veden, Samkhya, Yoga und Vedanta

Ayurveda, mit einer Geschichte von über 5.000 Jahren, ist eng mit den Veden verbunden, einer Sammlung von Wissen und Lehren aus der vedischen Zeit. Die vier herausragenden Wissenssammlungen – Yajur Veda, Rig Veda, Sam Veda und Atharva Veda – bilden die Grundlage des hinduistischen Heilsystems. Die theoretischen Ideen des Ayurveda zeigen Parallelen zu den Philosophien von Samkhya und Vaisheshika sowie zu Buddhismus und Jainismus. Die Vaisheshika-Schule lehrte Inferenz und Wahrnehmung für die Behandlung, während Samkhya den Manifestationsrahmen lieferte. Der Ursprung des Ayurveda wird als göttlich angesehen, da er von Brahma, dem Schöpfer des Universums, an die Weisen und dann an die Menschheit weitergegeben wurde.  

Vedanta und Yoga stellen die zentralen Säulen der vedischen Psychologie dar, die sich auf Selbsterkenntnis und Selbstverwirklichung konzentrieren. Die Yoga Sutras selbst werden als eine Psychologie betrachtet, die lehrt, den Geist zu beruhigen und höhere Bewusstseinszustände zu entwickeln, um das höhere Selbst zu verwirklichen.  

Die Fünf Elemente (Pancha Mahabhutas) und ihre Verbindung zum Geist

Nach ayurvedischer Lehre bestehen alle Lebewesen und unbelebten Dinge im Universum aus den fünf grundlegenden Elementen, den Pancha Mahabhutas: Akasha (Raum/Äther), Vayu (Luft), Agni (Feuer), Jala (Wasser) und Prithvi (Erde). Diese fünf Elemente bilden in unterschiedlichen Kombinationen die drei grundlegenden Humore des menschlichen Körpers, die Doshas.  

Jedes Element ist nicht nur mit physischen Eigenschaften verbunden, sondern auch mit spezifischen energetischen, mentalen und emotionalen Qualitäten sowie einem der fünf Sinne:

  • Akasha (Äther/Raum): Dieses subtilste Element repräsentiert Geräumigkeit, Subtilität, Leere und Potenzialität. Auf mentaler und emotionaler Ebene fördert es Demut, Staunen, einen Anfängergeist und Empfänglichkeit. Es ist mit dem Gehör verbunden und im Körper in Hohlräumen wie Nasenlöchern, Mund und Bauchraum vorhanden.  
  • Vayu (Luft): Dieses Element steht für Expansion, Dynamik und Zerebralität, sowie für das Prinzip des Gebens und Nehmens. Mentale und emotionale Qualitäten sind Kreativität, Ausdruck und Intelligenz. Es ist mit dem Tastsinn verbunden und repräsentiert Bewegung in Muskeln und Nervensystem. Ein Ungleichgewicht von Vayu kann Angst, Verwirrung und Ruhelosigkeit hervorrufen.  
  • Tejas (Feuer): Feuer ist das Element der Leidenschaft, Absicht und Transformation. Mentale und emotionale Qualitäten umfassen Unterscheidungsvermögen, Fokus und Verlangen. Es ist mit dem Sehen verbunden und kontrolliert im Körper Enzymfunktion, Verdauung, Stoffwechsel und Intelligenz. Meditation wird als primäre Praxis angesehen, um das Feuer des Geistes zu schärfen und Klarheit zu fördern.  
  • Ap (Wasser): Dieses Element symbolisiert Reflexion, Fluss, Ernährung und Fluidität. Auf mentaler und emotionaler Ebene fördert es Flexibilität, Anpassungsfähigkeit, Empathie und Emotionalität. Es ist mit dem Geschmackssinn verbunden und im Körper in allen Flüssigkeiten wie Speichel, Plasma und Verdauungssäften vorhanden.  
  • Prithivi (Erde): Als das grobstofflichste Element repräsentiert Erde Form, Zusammenhalt und Stabilität. Mentale und emotionale Qualitäten sind Hingabe, Beständigkeit und Unterstützung. Es ist mit dem Geruchssinn verbunden und bildet die Struktur des Körpers wie Knochen, Zähne, Fleisch und Haare.  

Die Drei Bio-Energien (Doshas: Vata, Pitta, Kapha) und ihre psychologischen Temperamente

Die Doshas – Vata (Luft und Äther), Pitta (Feuer und Wasser) und Kapha (Erde und Wasser) – sind bioenergetische Kräfte, die unsere körperliche und geistige Verfassung beeinflussen. Die natürliche Vorherrschaft eines oder mehrerer Doshas bestimmt die physische Konstitution (Prakriti) und die Persönlichkeit eines Menschen. Ein Ungleichgewicht der Doshas wird als eine Hauptursache für Krankheiten angesehen.  

Diese Konzepte sind tief miteinander verwoben: Die Pancha Mahabhutas sind die grundlegendsten Bausteine, die sich im Körper-Geist als Doshas manifestieren. Diese Doshas wiederum beeinflussen die Gunas, welche die qualitativen Zustände des Geistes beschreiben. Diese tiefgreifende Interdependenz bedeutet, dass psychologische Interventionen im Ayurveda niemals rein mental sind. Sie berücksichtigen immer die physischen (Doshas, Elemente) und energetischen (Prana) Dimensionen. Beispielsweise ist die Behebung eines Vata-Ungleichgewichts, das in den Luft-/Äther-Elementen verwurzelt ist, ein direkter Weg, einen aufgeregten Geist zu beruhigen. Dies bietet eine robuste theoretische Grundlage für die Geist-Körper-Verbindung, die ein Schlüsselaspekt der vedischen und ayurvedischen Psychologie ist.

Die psychologischen Temperamente der Doshas sind wie folgt charakterisiert:

  • Vata-Typ: Menschen mit einer dominanten Vata-Konstitution neigen zu Steifheit , übermäßiger sensorischer und mentaler Aktivität, Unruhe, Angst, Verwirrung und Ruhelosigkeit. Yoga für Vata-Typen konzentriert sich auf die Beruhigung des Nervensystems mit sanften Drehungen, bewusster Atmung und Vorwärtsbeugen.  
  • Pitta-Typ: Pitta-dominante Individuen besitzen im Allgemeinen mehr Kontrolle über die Sinne , können aber zu Reizbarkeit und Wut neigen. Yoga für Pitta-Typen betont kühlende und ausgleichende Praktiken.  
  • Kapha-Typ: Kapha-Typen können zu geringer Aktivität und Trägheit neigen. Yoga für Kapha-Typen ist dynamisch, stimulierend und wärmend, mit Fokus auf das Loslassen.  

Um die psychologischen Temperamente der Doshas zu verdeutlichen, dient die folgende Tabelle:

Tabelle 1: Die Drei Doshas und ihre Psychologischen Temperamente

Dosha NameElementare ZusammensetzungPsychologische/Emotionale EigenschaftenAnfälligkeiten für mentale Ungleichgewichte
VataLuft & ÄtherKreativ, enthusiastisch, impulsiv, sensibel, schnell im Denken, aber auch unruhig, ängstlich, zerstreut, unsicher.Angststörungen, Nervosität, Schlafstörungen, Konzentrationsschwäche, Unruhe, Sorgen.
PittaFeuer & WasserIntelligent, scharfsinnig, ehrgeizig, zielstrebig, mutig, aber auch reizbar, wütend, kritisch, intolerant, perfektionistisch.Ärger, Frustration, Burnout, übermäßige Kritik, zwanghafte Tendenzen.
KaphaErde & WasserRuhig, stabil, geduldig, mitfühlend, liebevoll, zuverlässig, aber auch träge, lethargisch, besitzergreifend, depressiv, unmotiviert.Depression, Trägheit, Antriebslosigkeit, übermäßige Anhaftung, Traurigkeit.

In Google Sheets exportieren

Die Drei Gunas (Sattva, Rajas, Tamas): Der Ausgleich Ihres Bewusstseins

Sattva, Rajas und Tamas sind die drei ursprünglichen Attribute oder Qualitäten der Natur (Prakriti), die in allen Lebewesen wirken und die Bewegung des Geistes und der Emotionen beeinflussen. Sie sind keine statischen Klassifikationen, sondern dynamische Kräfte, die ständig interagieren und den vorherrschenden Geisteszustand bestimmen. Sie sind nicht nur beschreibend, sondern auch ursächlich für mentales und emotionales Wohlbefinden oder Ungleichgewicht. Das Ziel ist nicht, Rajas oder Tamas vollständig zu eliminieren, da sie inhärent sind, sondern Sattva zu kultivieren, was einen kontinuierlichen Prozess der Verfeinerung und des Gleichgewichts impliziert. Dieses Verständnis bietet einen praktischen Rahmen für die Selbsteinschätzung und Intervention. Wenn der Geist unruhig (Rajasisch) oder träge (Tamasisch) ist, schlägt der ayurvedische Ansatz spezifische diätetische, lebensstilbezogene und therapeutische Interventionen vor, um Sattva zu erhöhen und dadurch den mentalen Zustand zu verschieben. Dies ist eine tiefgreifende psychologische Erkenntnis: Mentale Zustände sind nicht zufällig, sondern werden von zugrunde liegenden energetischen und qualitativen Kräften beeinflusst, die bewusst gesteuert werden können.  

  • Sattva: Repräsentiert Reinheit, Klarheit, Gleichgewicht, Frieden und Glückseligkeit. Sattvische Lebensmittel fördern mentale Klarheit, Ruhe und eine positive Einstellung.  
  • Rajas: Steht für Aktivität, Leidenschaft, Unruhe und Verlangen. Ein Übermaß kann Stress und mentale Instabilität verstärken.  
  • Tamas: Kennzeichnet Trägheit, Dunkelheit, Schwere, Ignoranz und Lethargie. Es kann zu Depression und Lethargie führen.  

Rajas und Tamas werden als die beiden Doshas des Manas (Geistes) betrachtet, die eine wichtige Rolle bei der Entstehung sowohl psychologischer als auch somatischer Krankheiten spielen.  

Die folgende Tabelle veranschaulicht die Gunas und ihren Einfluss auf den Geist:

Tabelle 2: Die Drei Gunas und ihr Einfluss auf den Geist

Guna NameKernqualitätMentale/Emotionale ManifestationenAssoziierte Verhaltensweisen/Lebensstile
SattvaReinheit, Klarheit, HarmonieFrieden, Freude, Wissen, Mitgefühl, Ausgeglichenheit, Kreativität, Konzentration, spirituelles Wachstum.Meditation, Yoga, sattvische Ernährung (frisch, leicht), Naturverbundenheit, ethisches Handeln.
RajasAktivität, Leidenschaft, BewegungEhrgeiz, Unruhe, Stress, Wut, Gier, Wettbewerb, Überstimulation, Verlangen.Überarbeitung, hektischer Lebensstil, übermäßiger Konsum, rajasische Ernährung (scharf, stimulierend), ständiges Streben.
TamasTrägheit, Dunkelheit, SchwereLethargie, Depression, Ignoranz, Anhaftung, Apathie, Verwirrung, Zerstörung, Sucht.Inaktivität, übermäßiger Schlaf, tamasische Ernährung (verarbeitet, schwer), mangelnde Hygiene, destruktives Verhalten.

In Google Sheets exportieren

Prana: Die Lebensenergie und ihre Rolle für den Geist

Prana, aus dem Sanskrit für „Ur-Atem“ oder „vitale Stärke“, ist die universelle Lebensenergie, die durch alle Lebewesen fließt, das Leben belebt und erhält. Es ist die zugrunde liegende Energie aller physikalischen und mentalen Prozesse. Prana ist eine der drei Lebenskräfte, zusammen mit Tejas (Feuer) und Ojas (vitale Essenz), die das Gleichgewicht von Körper, Geist und Seele aufrechterhalten.  

Prana fließt durch die Nadis (Energiekanäle) und Chakras (Energiezentren) des Körpers. Ein ausgeglichenes Prana trägt zu einem gut funktionierenden Immunsystem, mentaler Klarheit, emotionaler Stabilität und den natürlichen Heilfähigkeiten des Körpers bei. Prana Vayu, eine Unterart des Prana, ist im Kopf lokalisiert und steuert Atmung, Sinneswahrnehmung und Denkprozesse. Die höchste Form von Prana findet sich auf der Ebene der individuellen Seele und überdauert das physische Leben. Sie ist mit Glück und Glückseligkeit (Ananda), göttlicher Liebe, Hingabe und Mitgefühl verbunden.  

3. Das Verständnis des Geistes in der Vedischen und Ayurvedischen Lehre

Die vedische und ayurvedische Psychologie bietet ein komplexes, aber tiefgründiges Modell des Geistes, das über die rein kognitiven Funktionen hinausgeht und seine Verbindung zu Bewusstsein, Identität und den Sinnen beleuchtet.

Die Natur des Geistes: Manas, Buddhi, Ahamkara, Chitta

Der Geist (Manas) wird im Ayurveda nicht als separate Entität betrachtet, sondern ist immer eng mit dem „Ganzen“ – Körper und Seele – koordiniert. Er kann daher grobe physiologische und sensorische Funktionen sowie das spirituelle Wohlbefinden beeinflussen. Das vedische Modell des Geistes identifiziert vier unterschiedliche Aktivitätsbereiche, die in einer hierarchischen und interaktiven Struktur miteinander verbunden sind.  

  • Manas: Dies ist der sensorische, verarbeitende Geist, oft als der „untere“ oder „weltliche“ Geist bezeichnet. Manas dient als Bildschirm des Bewusstseins, der Sinneseindrücke der Außenwelt mit bereits im Geist gespeicherten Erfahrungen vermischt. Es ist ein guter Sammler und Darsteller von Informationen, aber ein schlechter Entscheidungsträger. Seine Funktionen umfassen die Kontrolle sensorischer und motorischer Fähigkeiten (Indriyabhigraha), Selbstbeherrschung (Swasya Nigraha), Hypothesenbildung (Uha) und Nachdenken (Vichara).  
  • Chitta: Chitta ist die Speicherbank des Geistes, ein Reservoir für Gewohnheiten und latente Eindrücke (Samskaras). Es speichert unzählige latente Eindrücke, die um die Aufmerksamkeit des Manas konkurrieren. Negative Samskaras sind die Wurzel unserer selbstsabotierenden Verhaltensmuster, die unser Selbstwertgefühl, Selbstvertrauen und Verhalten in Beziehungen beeinträchtigen können.  
  • Ahamkara: Dies ist der „Ich-Macher“ oder das Ego, das Prinzip der Individualität und der Sitz der Leidenschaft. Ahamkara verbindet sich mit den Daten oder Eindrücken in Chitta und färbt diese.  
  • Buddhi: Buddhi ist der höhere Aspekt des Geistes, die Tür zur inneren Weisheit. Es besitzt die Fähigkeit zu entscheiden, zu urteilen und kognitive Unterscheidungen zu treffen. Buddhi sollte die Entscheidungen für das „Fabriksystem des Lebens“ treffen. Wenn Buddhi getrübt ist, hört Manas oft auf die Wünsche, die in Chitta gespeichert sind.  

Die Interaktion dieser Komponenten ist entscheidend für das mentale Wohlbefinden. Wenn Buddhi getrübt ist, neigt Manas dazu, von den in Chitta gespeicherten Wünschen und Abneigungen, die vom Ego (Ahamkara) gefärbt sind, geleitet zu werden. Dies ist nicht nur eine Liste von Teilen, sondern ein dynamisches System, in dem die unteren Funktionen (Manas, Chitta, Ahamkara) die höhere Weisheit (Buddhi) außer Kraft setzen können. Dieses Modell bietet eine ausgeklügelte psychologische Karte zum Verständnis menschlichen Verhaltens, der Entscheidungsfindung und mentalen Leidens. Es legt nahe, dass viele psychische Gesundheitsprobleme aus einer Desintegration oder Fehlleitung innerhalb dieses internen Systems entstehen. Das therapeutische Ziel ist daher, Buddhi zu reinigen und seine leitende Rolle zu stärken, was zu größerer Selbstkontrolle und Klarheit führt.

Das Selbst (Atman/Purusha) liegt jenseits dieser Schichten des Bewusstseins. Es ist reines Bewusstsein jenseits von Karma, Tod und Leid.  

Die folgende Tabelle bietet einen strukturierten Überblick über die vier Funktionen des Geistes:

Tabelle 3: Die Vier Funktionen des Geistes (Manas, Buddhi, Ahamkara, Chitta)

FunktionSanskrit-BegriffPrimäre Rolle/BeschreibungWichtige EigenschaftenBeziehung zu anderen FunktionenAuswirkungen auf das mentale Wohlbefinden
Manasमनस्Sensorischer, verarbeitender Geist; sammelt Eindrücke und Informationen.„Unterer“ oder „weltlicher“ Geist; Bildschirm des Bewusstseins; guter Informationssammler, schlechter Entscheidungsträger.Empfängt Impulse von den Sinnen (Indriyas); reagiert auf Wünsche aus Chitta; sollte von Buddhi geleitet werden.Überstimulation, Zerstreutheit, Unentschlossenheit, wenn nicht richtig geführt.
Chittaचित्तSpeicherbank des Geistes; Reservoir für Gewohnheiten und latente Eindrücke (Samskaras).Unbewusster Geist; speichert Erfahrungen; Wurzel von Konditionierung und Verhaltensmustern.Speichert Eindrücke, die Manas beeinflussen; kann Buddhi trüben; beeinflusst von Ahamkara.Quelle von selbstsabotierenden Mustern; kann zu emotionalem Leid führen, wenn negative Samskaras dominieren.
Ahamkaraअहङ्कार„Ich-Macher“ oder Ego; Prinzip der Individualität; Sitz der Leidenschaft.Identifikation mit dem Getrennten; treibt das „Ich, mir, mein“-Prinzip an.Färbt die Eindrücke in Chitta; beeinflusst Manas, um Wünsche zu verfolgen.Führt zu Selbstzweifel, Unsicherheit, Angst, Depression, wenn das Ego dominiert.
Buddhiबुद्धिHöherer Geist; Intellekt; Fähigkeit zu entscheiden, zu urteilen und zu diskriminieren; innere Weisheit.Unterscheidungsvermögen; Klarheit; Tür zur inneren Weisheit; sollte der Entscheidungsträger sein.Sollte Manas leiten; reinigt Chitta von negativen Eindrücken; überwindet Ahamkara.Fördert Selbstkontrolle, Klarheit, Weisheit, wenn sie gestärkt und ungetrübt ist.

In Google Sheets exportieren

Das Ego und das Selbst: Die Suche nach Identität und das konditionierte Bewusstsein

Das Ego (Ahamkara) ist eine konditionierte Entität, die auf der Agenda des „Ich, mir, mein“ basiert, um Vergnügen zu steigern und Schmerz zu mindern. Es repräsentiert den größeren Teil des geistigen Bereichs, der durch Konditionierung und Anhaftung an äußere Erfahrungen geprägt ist. Dieser konditionierte Zustand des Bewusstseins muss transzendiert werden, um wahre Freiheit zu erlangen.  

Das wahre Selbst (Atman/Purusha) ist reine Bewusstheit, die über alle Konditionierung hinausgeht. Es ist die unendliche, reine Bewusstheit, aus der die Realität entsteht. Das Ziel der vedischen Psychologie ist es, das Ego zu überwinden, damit Ganzheit vorherrschen kann und negative Eigenschaften wie Selbstzweifel, Unsicherheit, Angst vor dem Tod und Depression nicht mehr existieren. Diese Transformation ermöglicht es dem Individuum, seine wahre, unverfälschte Natur zu erkennen.  

Intelligenz: Die Kraft der Wahrnehmung

Intelligenz, im vedischen Kontext oft als Buddhi bezeichnet, ist die Kraft der Wahrnehmung, des Unterscheidungsvermögens und der Entscheidungsfindung. Der Geist spielt eine instrumentelle Rolle bei Wahrnehmung und Wissen. Er ist der Mediator zwischen den Sinnen (Objekte der Indriya) und der Seele (dem Wissenden Atma). Eine klare und ungetrübte Buddhi ist entscheidend, um die Realität präzise wahrzunehmen und weise Entscheidungen zu treffen, die das Wohlbefinden fördern.  

Der äußere Geist: Der Bereich der Sinne (Indriyas) und die Rolle der Sinneseindrücke (Samskaras)

Unsere Sinne (Indriyas) sind die Schlüsselinstrumente unseres Lebens; wie wir sie nutzen, bestimmt, wie sich unser Leben entfaltet – ob in Richtung Gesundheit oder Krankheit, Spiritualität oder Weltlichkeit. Die Sinne liefern die „Nahrung“ der Eindrücke, durch die der Geist entweder beruhigt oder gestört wird. Jede Impression, die wir aufnehmen, wirkt sich positiv oder negativ auf unseren Geist aus.  

Samskaras sind angesammelte Eindrücke im unbewussten Geist (Chitta), die durch unsere Lebenserfahrungen entstehen, oft schon in frühen Jahren. Sie sind die Wurzeln unserer physischen, mentalen und emotionalen Konditionierung und Gewohnheitsmuster. Diese Eindrücke können tief im Geist verankert sein und sind nicht einfach durch Willenskraft oder physische Disziplin zu entfernen.  

Die bewusste Rücknahme der Sinne (Pratyahara) ist entscheidend, um den Geist zu reinigen und negative sensorische Einflüsse abzuwehren. Pratyahara ist die bewusste Rücknahme von Energie aus den Sinnen. Es beinhaltet die Abkehr von „falscher Nahrung“, „falschen Eindrücken“ und „falschen Assoziationen“, während man sich gleichzeitig für „richtige Nahrung“, „richtige Eindrücke“ und „richtige Assoziationen“ öffnet. Ein „Medienfasten“ durch Verzicht auf die digitale Welt ist eine effektive Praxis zur Reinigung des Geistes.  

Die Sinne werden als „Nahrung“ für den Geist betrachtet. So wie physische Nahrung den Körper beeinflusst, wirken sich Sinneseindrücke direkt auf mentale Zustände aus. Ungesunde Eindrücke führen zu Störungen, während gesunde Eindrücke zu Ruhe führen. Pratyahara ist die Praxis, diese „sensorische Diät“ bewusst zu steuern, nicht durch Unterdrückung, sondern durch Verfeinerung der Wahrnehmung und Umleitung der Aufmerksamkeit nach innen. In unserer modernen, hyperstimulierten Welt ist dieses Konzept von großer Relevanz. Ständiger digitaler Input, überwältigende Medien und künstliche Umgebungen liefern „ungesunde Eindrücke“, die zu mentaler Ermüdung, Angst und Ablenkung beitragen. Die ayurvedische Lösung ist nicht nur Meditation, sondern die aktive Gestaltung der eigenen sensorischen Umgebung, wobei Natur, Stille und bewusstes Engagement betont werden. Dies bietet ein praktisches und mächtiges Werkzeug für die mentale Hygiene im 21. Jahrhundert. Die Sinne sollten als Instrumente der Anbetung genutzt werden, um die göttliche Präsenz in der Umgebung zu ehren. Es geht darum, das innere Licht zu erkennen, das die Sinne widerspiegeln, anstatt sich an spezifische sensorische Formen des persönlichen Genusses zu klammern.  

4. Ayurvedische und Yogische Therapien zur Heilung des Geistes

Die vedische und ayurvedische Psychologie bietet eine Vielzahl von therapeutischen Ansätzen, die darauf abzielen, den Geist auf allen Ebenen zu heilen. Diese Methoden sind tief in den philosophischen Grundlagen verwurzelt und berücksichtigen die individuelle Konstitution und die dynamischen Zustände des Bewusstseins.

Ayurvedische Beratung und Verhaltensveränderung: Ein ganzheitlicher Ansatz

Ayurvedische Beratung basiert auf dem Verständnis der individuellen Dosha-Konstitution und zielt darauf ab, das natürliche Gleichgewicht durch angepasste Ernährung, Lebensstil, Kräutermedizin, Yoga und Meditation wiederherzustellen. Das vedische Counseling ermutigt zur Selbsterforschung (Atma-vichara) und hilft Individuen, ihre innere Intelligenz zu aktivieren, anstatt vorgefertigte Lösungen zu liefern. Es passt die Anleitung an die einzigartigen Bedürfnisse und Bestrebungen jedes Einzelnen an, ohne einen Einheitsansatz zu verfolgen.  

Das übergeordnete Ziel der ayurvedischen Heilkunst ist die Prävention ernsthafter Erkrankungen, indem man versucht, die Auslöser zu verstehen, erste unspezifische Anzeichen zu erkennen und den Nährboden für einen Ausbruch zu entziehen. Dies geschieht vor allem durch die Bemühung um die für den jeweiligen Patienten „richtige“ Ernährung und Lebensweise sowie das Aufgeben ungesunder Gewohnheiten.  

Der Ernährungszyklus des Geistes: Die Rolle der Eindrücke und Prana-reicher Ernährung

Die Sinne liefern die „Nahrung“ der Eindrücke, durch die der Geist entweder beruhigt oder gestört wird. Jede Impression, die aufgenommen wird, wirkt sich positiv oder negativ auf den Geist aus. Ein „Medienfasten“ durch den Verzicht auf die digitale Welt ist eine effektive Praxis zur Reinigung des Geistes, da es die Menge an potenziell störenden Sinneseindrücken reduziert.  

Ayurveda betont den Verzehr von Prana-reichen Lebensmitteln wie frischem Obst, Gemüse, Vollkornprodukten, Nüssen, Samen und Kräutern. Lebensmittel, die frisch, biologisch und sattvisch (rein) sind, sollen eine höhere pranische Energie besitzen und eine lebendige Lebenskraft unterstützen. Eine Dosha-gerechte Ernährung hilft, das mentale und emotionale Gleichgewicht zu erhalten. Sattvische Lebensmittel fördern mentale Klarheit, Ruhe und eine positive Einstellung. Im Gegensatz dazu sollte der Verzehr von Rajasischen und Tamasischen Lebensmitteln (scharf, ölig, schwer) minimiert werden, da sie Stress und mentale Instabilität verstärken können.  

Äußere Behandlungsmethoden: Ernährung, Kräuter, Massage und Pancha Karma

Die ayurvedische Psychologie integriert verschiedene äußere Behandlungsmethoden, die auf die Wiederherstellung des Gleichgewichts von Körper und Geist abzielen.

  • Ernährung: Wie bereits erwähnt, ist die Ernährung ein grundlegender Pfeiler der ayurvedischen Therapie. Sie wird individuell an die Dosha-Konstitution angepasst, um das Verdauungsfeuer (Agni) zu stärken und die Produktion von Ojas (feinstoffliche Substanz, die Immunität und Geist-Körper-Verbindung stärkt) zu fördern.  
  • Kräuter: Eine Vielzahl von ayurvedischen Kräutern, bekannt als Medhya Rasayanas, werden zur Verbesserung der mentalen Klarheit, Konzentration und Gedächtnisleistung eingesetzt. Dazu gehören:
    • Brahmi (Bacopa monieri): Verbessert Gedächtnis, Lernfähigkeit und reduziert Müdigkeit. Es besitzt auch entzündungshemmende Eigenschaften und kann helfen, die Fähigkeit des Körpers zur Stressbewältigung zu verbessern.  
    • Shankhapushpi: Beruhigt das Nervensystem, verbessert Fokus und Lernfähigkeit.  
    • Ashwagandha (Withania somnifera): Ein Adaptogen, das Stress durch Senkung des Cortisolspiegels reduziert, Gehirnnebel beseitigt und die mentale Vitalität steigert. Es kann auch Angst reduzieren und den Schlaf verbessern.  
    • Tulsi (Heiliges Basilikum): Reich an Antioxidantien, schützt das Gehirn vor Stress und verbessert die Durchblutung.  
    • Mandukaparni (Gotu Kola): Kühlend und beruhigend, unterstützt das Gedächtnis und reduziert Stress, was die mentale Stabilität verbessert.  
    • Guduchi: Besitzt neuroprotektive Eigenschaften, die Fokus und mentale Klarheit unterstützen und bei der Stressbewältigung helfen.  
  • Massage (Abhyanga): Diese Ganzkörper-Ölmassage mit warmen Kräuterölen nährt Geist und Körper. Abhyanga fördert tiefe Entspannung und Stressabbau, indem es das parasympathische Nervensystem aktiviert und Angst und Anspannung lindert. Es verbessert die Durchblutung, unterstützt die Lymphdrainage zur Entgiftung und stärkt das Immunsystem. Regelmäßige Abhyanga kann Gelenksteifigkeit und Muskelschmerzen lindern, erholsamen Schlaf fördern und die mentale Klarheit sowie die Entscheidungsfindung verbessern.  
  • Pancha Karma: Dieses aus fünf Teilen bestehende Reinigungsprogramm ist ein zentraler Bestandteil der ayurvedischen Therapie zur tiefen Reinigung und Entgiftung von Körper und Geist. Es zielt darauf ab, angesammelte Schlacken (Ama) auszuleiten und das Gleichgewicht der Doshas wiederherzustellen. Panchakarma kann mentale Ermüdung lindern, indem es das Nervensystem entlastet und die mentalen Fähigkeiten verjüngt. Zu den spezifischen Therapien gehören:
    • Nasya (Nasenadministration): Verabreichung von medizinierten Ölen durch die Nase, die direkt auf Gehirn und Geist wirken und bei Angst und mentaler Klarheit hilfreich sind.  
    • Shirodhara (Öltropfen-Therapie): Das kontinuierliche Gießen von warmem Öl auf die Stirn, was das Nervensystem ausgleicht, Stress abbaut und einen Zustand tiefer Entspannung hervorruft. Besonders hilfreich bei Schlaflosigkeit, Angst und chronischem Stress.  
    • Vamana (Therapeutisches Erbrechen): Induziert Erbrechen, um Kapha-bezogene Toxine zu entfernen, die oft mit Depression und Lethargie verbunden sind.  
    • Virechana (Purgation): Reinigt Pitta-bezogene Toxine und hilft bei der Bewältigung von Wut, Reizbarkeit und Manie.  
    • Basti (Einlauf-Therapie): Hilft, das Vata-Dosha auszugleichen, was Angst, Nervosität und mentale Instabilität reduziert.  

Feinstoffliche Therapien: Farben, Edelsteine und Düfte

Neben den grobstofflicheren Behandlungen nutzt die ayurvedische Psychologie auch feinstoffliche Therapien, die auf die subtilen Energieebenen des Individuums wirken.

  • Farben (Chromotherapie): Farben beeinflussen unser Wohlbefinden und wirken durch den subtilen Körper unserer Emotionen und des Geistes. Jede Farbe hat eine individuelle Energetik und vibriert mit unterschiedlichen Frequenzen, die mit den Körperenergien wie Aura und Chakren interagieren. Warme Farben werden zur Stimulation verwendet, während kühle Farben beruhigend wirken.
    • Sattvische Farben (Weiß, Gold, Violett, Blau) fördern Gleichgewicht, Frieden und Glück.  
    • Rajasische Farben (Gelb, Orange, Lila, Rot) wirken stimulierend und fördern Aktivität.  
    • Tamasische Farben (Dunkelbraun, Schwarz, Grau) fördern Trägheit und Schwere und können dunkle Emotionen hervorrufen.  
    • Spezifische Farben können Doshas ausgleichen: Warme Farben (Orange, Gold, Gelb) sind gut für Vata; kühlende Farben (Blau, Weiß, Silber, Pastell) sind ideal für Pitta; und helle, kontrastreiche Farben (Rot, Orange, Gelb) sind vorteilhaft für Kapha.  
  • Edelsteine: Edelsteine werden seit langem für ihre therapeutischen Eigenschaften verwendet, wobei der früheste und systematischste Einsatz aus dem Ayurveda stammt. Maharishi Light Therapy with Gems (MLG) ist eine Modalität des Maharishi AyurVeda, die spezifische Körperbereiche mit weichem, kohärentem Licht durch hochwertige Edelsteine bestrahlt. Die einzigartige kristalline Molekularstruktur, charakteristische Farbe und das emittierte Licht jedes Edelsteins erzeugen spezifische ausgleichende und nährende Effekte für Geist, Körper und Emotionen. MLG kann inneren Frieden und Glück, verbesserten Schlaf, Schmerzlinderung, verringerte Depression, erhöhte Energie, verbesserte Sinneswahrnehmung und eine Erweiterung des Bewusstseins fördern.  
  • Düfte (Aromatherapie): Aromen sind ein wichtiges Werkzeug im Ayurveda zur Erhaltung des Wohlbefindens und zur Heilung. Sie haben einen subtilen, aber äußerst kraftvollen Einfluss auf unseren Geist und Körper. Ätherische Öle, die die vitalen Essenzen von Pflanzen und Blumen enthalten, werden häufig im Ayurveda verwendet, um ein Gefühl des Gleichgewichts zu fördern. Die Auswahl der besten ätherischen Öle richtet sich nach der individuellen Dosha-Konstitution :
    • Vata-Dosha: Warme und süße Aromen wie Lavendel, Ingwer, Basilikum, Zimt, Orange, Sandelholz, Jasmin, Süßorange, Zitrone und Ylang Ylang.  
    • Pitta-Dosha: Süße und kühlende Aromen wie Kamille, Sandelholz, Geranie, Zypresse, Rose, Minze und Weihrauch.  
    • Kapha-Dosha: Warme und stimulierende Aromen wie schwarzer Pfeffer, Eukalyptus, Rosmarin und Thymian, Pfefferminze.  

Die heilende Kraft der Mantren

Mantren sind heilige Laute oder Phrasen, die im Hinduismus und Buddhismus seit Jahrtausenden verwendet werden, um den Geist zu beruhigen und in meditative Bewusstseinszustände zu gelangen, die Selbsterkenntnis ermöglichen. Die Kraft der Mantren liegt nicht nur in ihrer Bedeutung, sondern in der Vibration der Klänge selbst. Selbst wenn die Bedeutung eines Mantras nicht verstanden wird, soll seine Rezitation aufgrund seiner inhärenten Verbindung zu kosmischen Energien eine Wirkung haben.  

Mantra-Chanting konzentriert sich auf die Klärung des Geistes und die Präzisierung von Denkprozessen. Es beruhigt den „Affen-Geist“ und schafft Raum für Klarheit und Einsicht. Wissenschaftliche Studien haben bestätigt, dass Mantras wie „Om“ die Gehirnaktivität beeinflussen, Beta-Wellen reduzieren und Alpha-Wellen verstärken, die mit Entspannung verbunden sind. Das Chanten kann Stresshormone wie Cortisol signifikant reduzieren. Es wird angenommen, dass Mantren die Immunität stärken, karmische Ungleichgewichte beseitigen, Krankheiten heilen und den Chantenden mit höheren spirituellen Reichen verbinden können.  

Bekannte Mantras umfassen das OM-Mantra als Ur-Klang, Lokah Samastah Sukhino Bhavantu für universelles Glück und das Ganesha Mantra für Neuanfänge und die Überwindung von Hindernissen. Mantras können auch beim Kochen gesungen werden, um positive Schwingungen auf die Nahrung zu übertragen.  

Die spirituelle Anwendung der ayurvedischen Psychologie: Die Pfade des Yoga

Yoga ist eine tiefe spirituelle und physische Praxis, die darauf abzielt, Geist, Körper und Seele zu vereinen. Es ist ein signifikanter Bestandteil des ayurvedischen Lebensstils und ergänzt die körperliche und geistige Gesundheit, während es sich spezifisch auf die mentale und spirituelle Harmonie konzentriert.  

  • Spirituelle Therapien: Die vedische Psychologie und Yoga bieten Wege zur Selbstverwirklichung und zur Überwindung des konditionierten Bewusstseins. Das Ziel ist die Erkenntnis des höheren Selbst (Atman), das jenseits von Körper und Geist liegt.  
  • Der Achtfache Pfad des Yoga I – Äußere Methoden:
    • Dharmische Lebensführung (Yamas und Niyamas): Diese ethischen und moralischen Richtlinien aus Patanjalis Yoga Sutras sind grundlegend für die psychologische Entwicklung. Die fünf Yamas (Nicht-Gewalt, Wahrhaftigkeit, Nicht-Stehlen, angemessene Haltung zur Sexualität, Nicht-Besitzen) und die fünf Niyamas (Reinheit, Zufriedenheit, Disziplin, Selbststudium, Hingabe an das Göttliche) bieten einen Rahmen für ethisches Verhalten und innere Disziplin. Ihre Praxis hilft, negative Verhaltensmuster zu erkennen und zu transformieren, was zu größerer Selbstbeherrschung und mentaler Klarheit führt.  
    • Asana (Körperhaltungen): Yoga-Asanas aktivieren und kräftigen Muskeln, verbessern die Durchblutung von Organen und Gelenken, erhöhen die Beweglichkeit und stärken die Entgiftungsfähigkeit des Körpers. Über die physischen Vorteile hinaus wirken Asanas positiv auf die Psyche, indem sie den Energiefluss (Prana) harmonisieren und Chakren aktivieren. Sie können körperliche Spannungen lösen, was zu einer positiven Denkweise und erhöhter Energie führt. Spezifische Asanas werden an die Dosha-Konstitution angepasst, um Ungleichgewichte zu korrigieren.  
    • Pranayama (Atemkontrolle): Pranayama umfasst verschiedene Atemtechniken, die während der Asanas angewendet werden. Es dient als Brücke zwischen äußerem Prana (verbunden mit dem Körper) und innerem Prana (verbunden mit dem Geist). Atemübungen regulieren den Sauerstofffluss, beruhigen das Nervensystem und gleichen die autonomen Funktionen des Körpers aus. Sie helfen, den Geist zu beruhigen und den Prana-Fluss zu verbessern, was mentale Erschöpfung reduziert. Bhramari Pranayama (Bienenatem) kann beispielsweise mentale Gedankenschleifen beruhigen und den Rückzug nach innen erleichtern.  
  • Der Achtfache Pfad des Yoga II — Innere Methoden:
    • Meditation (Dhyana): Durch Meditation lernt man, den Körper besser zu verstehen und sich auf ihn zu konzentrieren. Meditation fokussiert den Geist, beruhigt Emotionen und steigert Prana. Tägliche Meditation, selbst für 10 Minuten, kann Stress und Angst signifikant reduzieren und ein Gefühl des Friedens fördern. Sie ermöglicht es, über den „unteren Geist“ (Manas) hinauszugehen und das innere Zeugenbewusstsein (Buddhi) zu erfahren. Das Ziel der Meditation ist es, die innere Natur zu erkennen und die Ganzheit des Seins zu erfahren.  
    • Samadhi und die Umwandlung des Bewusstseins: Samadhi ist ein Zustand höherer Bewusstheit oder spiritueller Absorption, der durch Meditation erreicht wird. In diesem Zustand hört der aktive Geist auf, aktiv zu sein, und nähert sich seiner Quelle, dem Zustand des reinen Bewusstseins. Die vedische Theorie des Bewusstseins legt einen Evolutionsprozess nahe, in dem ein Drang besteht, sich zu höheren Formen zu entwickeln, die ein besseres Verständnis der Natur des Universums haben. Das Bewusstsein wird nicht als etwas vom Gehirn Produziertes oder auf den Menschen Beschränktes angesehen, sondern als ein grundlegender Aspekt der Realität, wenn nicht sogar deren Essenz. Die Umwandlung des Bewusstseins bedeutet, sich von der Identifikation mit dem Ego zu lösen und die unendliche, reine Bewusstheit zu realisieren, aus der die Realität entsteht. Dies führt zur Auflösung von Selbstzweifel, Unsicherheit, Todesangst und Angst.  

5. Fazit: Eine neue Reise in das Bewusstsein

Die vedische Psychologie und die Psychologie des Ayurveda stellen ein tiefgründiges und umfassendes System dar, das weit über die bloße Behandlung von Symptomen hinausgeht. Sie bieten einen ganzheitlichen Rahmen zum Verständnis des menschlichen Seins, indem sie Körper, Geist und Seele als untrennbare Einheit betrachten. Die Erkenntnis, dass die vedische Psychologie den übergeordneten philosophischen Hintergrund bildet und die ayurvedische Psychologie ihre therapeutische Anwendung darstellt, ist entscheidend, um die Tiefe und Breite dieses Wissens zu erfassen.

Die „Modernität“ dieses jahrtausendealten Systems liegt in seiner zeitlosen Relevanz und Anpassungsfähigkeit. Es bietet individuelle Lösungen, die auf der einzigartigen Konstitution (Doshas) und den dynamischen Zuständen des Bewusstseins (Gunas) basieren. Diese tiefgreifende Interdependenz von Philosophie, Biologie und Psychologie ermöglicht es, mentale Ungleichgewichte nicht isoliert, sondern im Kontext des gesamten Individuums und seiner Verbindung zum Universum zu verstehen und zu behandeln.

Das detaillierte Modell des Geistes, bestehend aus Manas, Buddhi, Ahamkara und Chitta, bietet eine ausgeklügelte psychologische Karte. Es verdeutlicht, wie mentale Herausforderungen oft aus einer Fehlleitung innerhalb dieses internen Systems entstehen, insbesondere wenn die unteren Funktionen die höhere Weisheit des Buddhi außer Kraft setzen. Die Betonung der Sinne als „Nahrung“ für den Geist und die transformative Bedeutung von Pratyahara sind besonders relevant in der heutigen überstimulierten Welt. Sie bieten praktische Wege zur bewussten Gestaltung der eigenen sensorischen Umgebung und zur Förderung mentaler Hygiene.

Die therapeutischen Ansätze des Ayurveda und Yoga sind vielfältig und integriert. Von der individuellen Ernährungsberatung und dem Einsatz spezifischer Kräuter über reinigende Pancha Karma-Behandlungen und wohltuende Massagen bis hin zu feinstofflichen Therapien mit Farben, Edelsteinen und Düften – all diese Methoden zielen darauf ab, das Gleichgewicht wiederherzustellen und die Selbstheilungskräfte zu aktivieren. Die heilende Kraft der Mantren und die umfassenden Pfade des Yoga, einschließlich ethischer Richtlinien (Yamas und Niyamas), Körperhaltungen (Asanas), Atemkontrolle (Pranayama) und Meditation, bieten tiefgreifende Werkzeuge für die Transformation des Bewusstseins und die Realisierung des höheren Selbst.

Insgesamt bietet die vedische und ayurvedische Psychologie eine nachhaltige und tiefgründige Reise in das Bewusstsein. Sie ermöglicht es dem Einzelnen, die Wurzeln von Leid zu erkennen, die innere Intelligenz zu aktivieren und ein Leben voller Lebensfreude, Wohlbefinden und spiritueller Erfüllung zu führen. Es ist ein System, das nicht nur Symptome behandelt, sondern den Menschen befähigt, seine wahre Natur zu entdecken und in Harmonie mit sich selbst und der Welt zu leben.

Purna-Ayurveda – Vedische Psychologie & Ayurveda-Psychologie

Zertifikatskurs mit Anwendung in Praxis & Beratung


📚 Lernziele (Gesamtüberblick)

Nach Abschluss des Kurses sind die Teilnehmer*innen in der Lage:

  1. Die Grundkonzepte vedischer & ayurvedischer Psychologie zu verstehen und zu reflektieren.
  2. Die Doshas, Gunas und geistigen Funktionen (Manas, Buddhi, Ahamkara, Chitta) differenziert zu analysieren.
  3. Psychologische Störungen ayurvedisch zu deuten und mit geeigneten Methoden zu begleiten.
  4. Die Yogapfade als therapeutische Werkzeuge anzuwenden.
  5. Das Jyotish mit Grundkenntnissen und als psychologisches Diagnoseinstrument einzusetzen (traumasensibel). Der weiterführende Jyotishgrundkurs 6 Module à 20 UE, also insgesamt 120

Ein psychologisch orientiertes Konzept für Coaching/Beratung/Praxis zu entwickeln.

Hier weiterlesen für detailierte Kursinformationen

Über diesen Link geht es zur Information über das Modul 1

Neueste Beiträge

Archive

Kategorien

Meta