Happy HolyFest der Vergebung und des Neuanfangs

„Die Natur des Auges ist es, die Farben zu lieben; aber wenn das Herz nicht heiter ist, so mögen alle fünf Farben vor Augen sein, und man sieht sie nicht.“ – Lü Bu We

Es ist die Nacht des Holi-Festes. Die heiligen Feuer brennen. Heute, am letzten Vollmondtag des Monats Phalguna, der auf Ende Februar bis Mitte März fällt, feiert Indien das Ende des Winters und den Beginn des Frühlings. Das Holi-Fest ist eines der ältesten und wohl auch das farbenprächtigste aller indischen Festivals. Ursprünglich war es ein Ernte- und Fruchtbarkeitsfest, aber es wird auch der Sieg des Guten über das Böse gefeiert. Alte Streitigkeiten sollen begraben werden und die Menschen sollen sich versöhnen, soziale Gräben sollen überwunden und bestehende Freundschaften und Beziehungen erneuert werden. Die Menschen umarmen sich an diesem Tag und wünschen sich „Happy Holi“.

„Holi“ bedeutet, dass was passiert ist „Jo hogaya, Holi,“ heißt das, was vergangen ist. Also ist Holi eine Zeit, um an zu erkennen und wert zu schätzen, was passiert ist und dann auf seinem Weg weiter zu ziehen. Es ist die Feier des Vorwärtsgehens. An diesem Tag von Holi, schauen wir zurück auf das vergangene Jahr oder auch auf viele zurückliegende Jahre, um „kya ho-li“, das was vergangen ist zu betrachten. Eine Art Bestandsaufnahme oder Inventur. Wir betrachten alles, reflektieren und akzeptieren es und nehmen es an, ziehen unsere Lehren daraus und dann lassen wir es gehen.

Eine berühmte Geschichte von Holi, ist die von Pahlad und seiner Tante Holika, die versuchte ihn im Feuer zu verbrennen. Doch anstatt den göttlichen Prahlad zu verbrennen wurde die bösen Holika an seiner Stelle verbrannt.

So beginnt das Fest der Farben mit dem Entzünden von Freudenfeuern, ähnlich den Osterfeuern in Europa, am Abend vor dem ersten Feiertag. In diesem Feuer wird eine Strohfigur verbrannt: die Holika. Entzündet werden die Feuer im Andenken an den kindlichen Prinzen Prahlada, der auf wundersame Weise der Dämonin Holika entfliehen konnte, als sie ihn ins Feuer tragen wollte.

Prahlada hatte sich geweigert, seinem Vater Hiranyakashipu göttliche Ehren zu erweisen, weil er ein treuer Anhänger des Gottes Vishnu war. Die Weigerung hat den Vater so erzürnt, dass er seinen Sohn töten wollte, doch Prahada wurde gegen alles, was der Vater unternahm, von Vishnu beschützt.

Schließlich griff der König, der wegen dieser Fehlschläge sehr wütend war, zu einer List: Seine Schwester Holika, die durch besondere Kräfte vor dem Feuer geschützt war, sollte mit Prahlada auf dem Schoß ins Feuer springen und ihn so verbrennen. Es kam aber anders als geplant: Holika verbrannte und Prahlada entkam ohne eine einzige Verletzung wegen seiner unerschütterlichen Ergebenheit und Treue zu Gott Vishnu.

Daher ist ein wichtiges Symbol dieses Feiertages das Schlechte, unsere Sünden und die Bösartigkeit (unsere oder die anderer) im symbolischen Feuer zu verbrennen, so dass wir weiterziehen können. Allzu oft im Leben halten wir an Groll, Wut, Schmerz und Eifersucht fest und das für Jahr für Jahr.

Wir sind gebunden an das, was passiert ist und nicht existieren soll, oder an das, was wir hätten tun sollen und es unterlassen haben. Wir bleiben stecken, angekettet, eingesperrt durch die Taten der vergangenen Jahre, durch unsere alten Gewohnheiten und Verankerungen in unseren Komfortzonen – in der Opferrolle durch das, was andere uns angetan haben, was wir anderen angetan haben.

Holi ist die Zeit, um zu sagen: „Ho-li.“ Es ist passiert und jetzt ist es abgeschlossen. Ja, es ist vorbei. Heute ist ein neuer Tag, eine neue Zeit, ein neues Jahr. Der erste Tag eines neuen Lebens. Wir lassen die Schmerzen, Groll, Ärger, Gewohnheiten der Vergangenheit im Feuer verbrennen, so dass auch wir von diesem Tag hervorgehen, farbig nicht nur mit Farbe und Puder, sondern gefärbt von unserem innere Kraft reinen Bewusstseins, durch die Stärke der Meditation und durch die Macht des Gebets. Wir sehen diesen göttlichen Feiertag als eine Möglichkeit, um loszulassen. Das, was passiert ist, ist vorbei. Ho-li. Es ist hat stattgefunden. Und jetzt, heute ist ein neuer Tag. Wir dürfen die Ketten der Vergangenheit nicht in die Gegenwart tragen.
In Südindien feiert man zur selben Zeit das Kamadahan-Fest. Dessen mythologischer Hintergrund ist eher erotischer Natur und damit näher an dem ursprünglichen Fruchtbarkeitsfest. Kama, der Gott der Liebe, soll einst versucht haben, Shiva in seiner Meditation zu stören. Das machte Shiva so zornig, dass er Kama mit seinem dritten Auge zu Asche verbrannte. Kamas Frau Ratri flehte Shiva an, ihr den geliebten Gatten zurückzugeben. Der besänftigte Shiva gab Kama das Leben zurück und seitdem ist dieser Tag dem Gott der Liebe geweiht.

Gefeiert wird mindestens zwei, in einigen Gegenden wie z. B. in Varanasi sogar während zehn Tagen. Am ersten Tag trifft man sich mit seinen Freunden und Verwandten und besprengt und bewirft sich gegenseitig mit Farbpulver oder gefärbtem Wasser. Aufgrund der bunten Gesichter und Kleidung fällt es anschließend schwer, jemanden wieder zuerkennen. So heben sich die sozialen Unterschiede durch Kaste, gesellschaftlichen Status, Alter oder Geschlecht praktisch auf. Anschließend macht man sich Geschenke und speist opulent, vor allem Süßigkeiten.

In der weiteren Bedeutung des Wortes Ho-li, sind zwei Wörter zu finden: „Ho und Li“.

„Ho“ bedeutet zunächst, wie ich weiter oben geschildert habe etwas, was passiert ist, als bereits stattgefunden. „Li“ ist eine Form des Verbs „lena“ („liya“) oder „zu nehmen.“
Wir machen Vorsätze, Sankalpas für die Zukunft. So ist die Vergangenheit passiert (ho) und jetzt nehmen (li) wir ein neues Versprechen für die Gegenwart und Zukunft. Ein neues Versprechen für ein neues Ich. Die Vergangenheit können wir nicht mehr beeinflussen. Das können wir jedoch in der Gegenwart und Zukunft. Den Baum den wir heute pflanzen, dessen Früchte werden wir morgen ernten und genießen. Wenn wir unzufrieden mit dem Ergebnis von heute sind, blicken wir zurück auf die Vergangenheit, akzeptieren und anerkennen sie. Ein Ergebnis unserer Handlungen. Wir ernten das Ergebnis der die Saat, die wir einmal gepflanzt haben – süß oder sauer. Heute versprechen wir, dass wir von nun ab Samen pflanzen von Liebe, Frieden, Vergebung, Mitgefühl und Einheit.

An diesem Tag blicken wir mit tiefer, ergebener Ehrlichkeit in die Vergangenheit, lassen unsere Geschichten und das Gestern hinter uns. Mit der Vergebung, Akzeptanz und Verständnis lasen wir los und dann geben wir ein Versprechen für die Gegenwart und Zukunft, um uns fort zu bewegen mit Erneuerung, Licht, Liebe, der Vision der Einheit und des Friedens.
Nehmen wir uns Zeit, uns von dem tieferen Sinn des Holi-Festes leiten zu lassen. Nehmen wir die Bedeutung davon in unser Herz auf, dann wird Reinheit, Achtsamkeit, Göttlichkeit, Wahrheit und Güte die bestehende Arroganz, Gier, Täuschung, Ego und Groll vertreiben und wir werden in eine glänzende Zukunft schreiten.

Mit Liebe und Segen für Sie alle und alle Ihre Lieben.

„Es sind Harmonien und Kontraste in den Farben verborgen, die ganz von selbst zusammenwirken.“ – Vincent van Gogh

Farbenfest – Holi

Happy Holi – Das Fest der Farben

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