Indien im Farbenrausch: Holi lockt jung und alt auf die Straßen
Gerade ist der Karneval in Rheinland, Venedig und Brasilien vorbei, da lockt das nächste farbenfrohe Fest die Menschen auf die Straßen – diesmal in Indien. Holi heißt das Frühlingsfest, das am 3. und 4. März in einer ausgelassenen Farbenschlacht und zahlreichen Prozessionen gipfelt.
Einst wollte ein König seinen Sohn Prinz Prahlada zum Glauben an die Dämonen bekehren, weil er selbst Sohn eines Dämons war. Prahlada aber verehrte weiterhin die hinduistische Gottheit Vishnu. Da griff der König zu einer List: Seine Schwester, die Dämonin Holika, die durch besondere Kräfte vor dem Feuer geschützt war, sollte mit Prahlada ins Feuer steigen, damit er verbrannt wird. Vishnu kam dem Jungen zur Hilfe und schützte ihn vor den Flammen, während Holika im Feuer umkam.
Dies ist die bekannteste der vielen Legenden, die den Ursprung des indischen Festes begründen. Sie wird zu Holi vielerorts aufgeführt und symbolisiert den Triumph des Guten über das Böse. Am ersten Tag werden deshalb in Erinnerung an die Vernichtung der Dämonin im ganzen Land Feuer entzündet, in denen Holika-Puppen aus Stroh verbrannt werden.
Jedes Jahr im Februar/ März, fiebert Indien dem fröhlichen Fest entgegen. Bis zu zehn Tage dauern die Feierlichkeiten, begleitet von „Holi-ho!“-Rufen und Holi-Liedern. Fünf Tage nach Vollmond ist Rangapancami (Ranga= Farbe). An diesem Tag strömen die Menschen auf die Straßen, malen sich an Gesicht und Körper bunt an oder bewerfen sich gegenseitig mit gefärbtem Wasser. Unterschiede zwischen angesehenen Persönlichkeiten, Beamten oder den eigenen Nachbarn werden dabei nicht gemacht. Wie im Karneval werden auch hier Politiker und Prominente zum Narren gehalten.
Grenzen zwischen arm und reich, jung und alt, zwischen Kastenzugehörigkeit, Geschlecht und gesellschaftlichem Status sind an diesen Tagen außer Kraft gesetzt.
Kinder tanzen durch die Straßen und spielen den Passanten Streiche. Sie erinnern damit an die Späße des kleinen Krishnas, der als die achte Inkarnation von Vishnu verehrt wird.
Von allen indischen Festen ist Holi (auch Phagwah, Dol Yatra oder Kamadahana) das farbenprächtigste und populärste. In vielen Städten finden an Holi Prozessionen und Tanz statt. Die Luft ist dann erfüllt von bunten Wolken aus Puder und Gesängen.
Am Mittag hat das verrückte Treiben ein jähes Ende und die Menschen begeben sich zu den Flüssen oder ins eigene Bad, waschen sich die Farbe vom Körper, verbringen den Rest des Tages in entspannter Atmosphäre und erfreuen sich an süßen Naschereien.
Wie bei vielen hinduistische Festen spielen neben den religiösen und sozialen Hintergründen auch Hygiene und Gesundheit eine Rolle. Während der Festtage werden die Häuser geputzt und der Unrat wird verbrannt. Auf diese Weise werden gleichzeitig Krankheitserreger vernichtet und die hygienische Bedingungen in Dörfern und Städten verbessert.