Plädoyer für einen Tag der Stille

„Wirkliche Stille kann nur eintreten, wenn auf der psychischen Ebene nichts registriert oder gespeichert wird.“
Krishnamurti

Stille, die Grundlage des Lebens – „Lärm ist Körperverletzung.“

Oft verwenden wir in unserer Umgangssprache Formulierungen, die nicht eindeutig das beschreiben, was wir wirklich wollen. Wir lehnen im Grunde genommen etwas ab, negieren eine Meinung anstatt konkret zu benennen, was wir wirklich wollen. Dahinter steckt ein negatives Denkmodell, was die Grundabsicht schwächt.

Wir sind gegen etwas anstatt für etwas zu sein.

Heute sind wir gegen den Lärm. Also stellen wir uns doch auf die Seite derjenigen, die eine Meinung klar vertreten: für die Stille. Nutzen wir die „Affirmation“, bejahen wir, das was wir alle im Grunde genommen sehnlichst wünschen. Ein wenig mehr Stille, mehr Ruhe, mehr Beisinnlichkeit, Zeit für die Familie, mehr Zeit für unsere Lieben oder auch einfach Zeit um einmal durchzuatmen.
All das ist uns verloren gegangen und es wird Zeit einmal darüber nachzudenken, was die Grundlage des Lebens und unseres Handelns ist – Ruhe und Stille.

Wir brauchen einen Tag der Stille, eine Zeit der Stille, ein Leben in Stille und gesunder Dynamik.
Die Lärmbelastung nimmt jedes Jahr zu.

Während es in den meisten Ländern mittlerweile verschärfte Regeln zum Lärmschutz für Arbeiter gegen schädigende Lautstärke am Arbeitsplatz gibt, sind bislang keine Bestimmungen gegen die tägliche Belastung in der Öffentlichkeit durch gefährlichen Lärm von Autos, U-Bahnen, Hupen und Sirenen, Einkaufszentren, Klimaanlagen, Fitness-Studios, Diskotheken undsoweiter festgelegt worden. Der „akustische Abfall“ in Kaufhäusern und Einkaufszentren nimmt immer mehr zu. Als Kunde kann man sich oft der Geräuschkulisse beim Einkauf nicht mehr entziehen.

Akustische Umweltverschmutzung gibt es überall, auch im Wasser, worunter insbesondere Meeressäugetiere wie Wale und Delfine zu leiden haben.

In großen Städten wie Berlin, Barcelona, Paris, London, Mexiko City, Santiago de Chile und Bogotá in Kolumbien, erreichen wahrscheinlich ähnliche Lärmpegel bis zu 104,5 dB wie diejenigen, die in Buenos Aires gemessen wurden. Spanien ist nach Japan das zweitlauteste Land der Welt und Madrid ist eine der lautesten Hauptstädte.

Während Vogelsingen 10 dB nicht überschreitet, kann ein Hupen 90 dB, die Disko 110 dB und ein Motorrad ohne Schalldämpfer 115 dB erreichen. Gehörschäden treten schon nach 90 dB auf.

Sechzehn Prozent aller erwachsenen Europäer leiden an so starken Hörminderungen, dass sie ihren Alltag beeinträchtigen. Das sind deutlich mehr als die 10% von denen man bisher ausgegangen ist.

In Europa haben rund 71 Millionen Erwachsene im Alter von 18 bis 80 Jahre eine Hörminderung von mehr als 25 dB. Ein Wert, der von der Weltgesundheitsorganisation WHO als hörgeschädigt definiert wird. Allein in der EU gibt es über 55 Millionen hörgeschädigte Menschen.

Im Ayurveda, der Jahrtausende alten Lebensphilosophie aus Indien, spielt der Klang, bestehend aus Schwingungen, eine große Rolle. Jedes Ding und Lebewesen in der belebten und unbelebten Welt hat seine eigene persönliche Schwingungsfrequenz. Schwingen Zellen und Gewebe in ihrem Eigenklang, so fließen die Energien im Körper frei und ungehindert und der Mensch lebt in Gesundheit und Wohlbefinden. Eine Störung dieses Energieflusses verursacht unter anderem durch Lärm, unharmonische Klänge und Rhythmen, wird im Ayurveda bereits als Krankheit definiert.

So wird ein Mensch im Ayurveda vollkommen gesund genannt, „wenn seine Physiologie im Gleichgewicht ist, Verdauung und Stoffwechsel gut arbeiten, Gewebe und Ausscheidungsvorgänge normal funktionieren und Selbst, Sinne und Geist sich im Zustand dauerhaften Glücks befinden“ (Sushruta, ayurvedischer Arzt um 1000 v. Chr.).

Nach dem Wissen des Ayurvedas hat jeder Ton ober- oder unterhalb des individuellen Grundtons eine bestimmbare emotionale Wirkung. Daher ist es wichtig, auf die Qualität der Gebräuche zu achten, die wir täglich „konsumieren“ oder denen wir ausgesetzt sind. Lärm macht nicht nur unser Gehör krank, sondern auch die psychisch und seelische Verfassung wird gestört.

Wirkungen von Schallwellen auf den Menschen haben wissenschaftliche Ergebnisse aus dem noch jungen Forschungsbereich der «Vibroakustik» bestätigt. Die Forschungen des Norwegers Olaf Skille, dem Begründer der Vibroakustischen Therapie (VAT)», ergaben, dass Töne mit tiefen Frequenzen zwischen 30 und 120 Hertz besonders wirksam sind. Bei einem Menschen, der täglich eine Stunde auf der „Klangliege“ bespielt wird, können nach einiger Zeit Veränderungen im Blutbild festgestellt werden. Darüber hinaus haben auch bestimmte Rhythmen die Kraft, körpereigene Regelkreisläufe anzustoßen und zu „reharmonisieren“.

Dazu passend ein Text aus Masaru Emotos Buch: Die Antwort des Wassers. Burgrain 2002. (S. 65 ff.):
Im Jahre 1989 erschien in der amerikanischen naturwissenschaftlichen Zeitschrift „21st Century“ ein Artikel von Warren J. Hamermmann. Darin wurde berichtet, dass, wenn man die Frequenzen derjenigen organischen Substanzen, aus denen der Mensch besteht, in Töne umwandeln würde, diese etwa ein Spektrum von zweiundvierzig Oktaven umfassen würde. Wenn das so wäre, würde die höchste Frequenz – wenn man das tiefe C der C-Dur Tonleiter als Grundlage nähme – sogar 570 Milliarden Hertz erreichen. Da ein Hertz eine Schwingung pro Sekunde bedeutet, würde dieser Ton 570 Milliarden Mal in der Sekunde schwingen. Das zeigt, welch unvorstellbare Fülle ann Fähigkeiten in einem Menschen verborgen ist.
[…]

Schwingung und Resonanz gehören zu den Grundparametern allen Lebens. Hörbar kann diese Schwingung werden als Geräusch oder Klang eines Elementes, eines Materials oder Gegenstandes wie z.B. als Rauschen des Wassers oder als Eigenton eines Weinglases.

Auch jedes menschliche Individuum hat seinen eigenen unverwechselbaren Klang, seine
Stimme, die sich in zwei Klangformen – als Sprech- und Singstimme – manifestiert. Sing und Sprechstimme sind bekanntlich u.a. Ausdruck und Regulativ emotionaler Befindlichkeit.

Die Quantenmechanik ist eine physikalische Theorie, die das Verhalten der Materie im
atomaren und subatomaren Bereich beschreibt. Sie ist eine der Hauptsäulen der modernen Physik und bildet die Grundlage für viele ihrer Teilgebiete, so z.B. für die Atomphysik, die Festkörperphysik und die Kern- und Elementarteilchenphysik aber auch für verwandte Wissenschaften wie die Quantenchemie.

Aus der Perspektive der Quantentheorie ist alle Materie letztendlich Vibration. Der Körper wird als eine komplexe Wellenfunktion angesehen, die Gesamtsumme vieler kleinerer Wellen oder Vibrationen. Diese fundamentalen Frequenzen sind Anregungen von universellen Feldern. All diese Felder wiederum sind der Ausdruck eines einzigen zugrunde liegenden Feldes, das in der modernen Quantenfeldtheorie Superstringfeld oder Vereinheitlichtes Feld genannt wird.

In ähnlicher Weise ist die vedische Wissenschaft seit Tausenden von Jahren der Meinung, dass alle Lebensformen Vibrationen eines zugrunde liegenden Feldes von Yoga – Einheit (Stille) – sind. Von beiden Standpunkten aus ist Gesundheit der integrierte und ausgewogene Zustand aller Vibrationen und Resonanzen, die das Individuum hervorbringen, während Krankheit als ein Mangel von Gleichgewicht dieser fundamentalen Frequenzen angesehen werden.

Wenn der Körper letztendlich eine komplexe Wellenform ist, die sich aus vielen subtileren Vibrationen zusammensetzt, besteht auch die Möglichkeit, dass die entsprechenden Schwingungsfrequenzen genutzt werden können, um die normale Funktionsweise bei chronischen Störungen wiederherzustellen. Der Mangel an Wissen über diese fundamentalen Frequenzen hat jedoch die praktische Anwendung dieses quantenmechanischen Verständnisses nicht zugelassen.

Stille, als zugrundeliegendes Feld, finden wir an der Wurzel aller Aktivitäten, Verhaltensweisen und verschiedenen Formen des Lebens. Stille gehört zum Fundament des Lebens.

Denn der Raum des Geistes, dort wo er seine Flügel öffnen kann, das ist die Stille.
Antoine de Saint-Exupéry

Denken und Fühlen gehören genau so dazu wie die Fähigkeit zu Hören. In unserer Zeit des Lärms, der Hektik, Unruhe, Burnout, ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung) und Stress, ist es notwendig, den horizontalen Bereich der Sinneserfahrung zu verlassen und den vertikalen Bereich des Lebens zu erfahren. In der Entwicklungsgeschichte des Menschen wird diese nach innen gerichtete Orientierung durch Meditation, Yoga oder einfach einmal Ruhe erfahren, hin zur Stille, unendliche Schöpfungskraft, Vitalität und Erneuerung bringen.

„Die Natur reicht uns die Hand der Freundschaft, sie lädt uns ein, damit wir uns an ihrer Schönheit erfreuen; doch wir fürchten ihre Stille und fliehen in die Städte, wo wir uns zusammendrängen wie eine Herde Lämmer beim Anblick des Wolfes.“
Khalil Gibran

Zur weiteren Inspiration wünsche ich viel Stille und Ruhe

GANUSCH

Tag der Stille

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